21. Deutscher Reha-Tag 2024: Erfolgreiche Auftaktveranstaltung in Berlin
Rehabilitationsleistungen sind nicht nur gesetzlich festgelegte Sozialleistungen, die darauf abzielen, die körperliche, geistige und soziale Funktionsfähigkeit von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder Behinderungen zu verbessern oder wiederherzustellen, sondern spielen auch eine entscheidende Rolle für die Teilhabe chronisch kranker Menschen am Leben in der Gemeinschaft. „Zugangswege – so geht's zur Reha“ lautete deshalb das Motto des 21. Deutschen Reha-Tags. Die offizielle Auftaktveranstaltung fand am Freitag, 11. Oktober 2024 in Berlin, im Gebäude der Diakonie Deutschland statt (Programm als PDF zum Download). Mit dabei Gesundheits- und Sozialpolitiker:innen, Verantwortlichen aus dem Bundesgesundheits- und Arbeitsministerium sowie Vertreter:innen der Leistungsträger und -erbringer.
Dr. Jörg Kruttschnitt, Vorstand Diakonie Deutschland eröffnete die bundesweite Auftaktveranstaltung und freute sich, die Schirmherrin des Deutschen Reha-Tages 2024 Kerstin Griese, MdB und Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Arbeit und Soziales persönlich begrüßen zu können. Kerstin Griese startete in ihrem Grußwort gleich mit ihren erst im Frühjahr gemachten Erfahrungen. Eine Reha hatte ihr nach einer Knie-Operation geholfen, wieder fit zu werden. Deutlich betonte sie den enormen Stellenwert von Rehamaßnahmen für unsere Gesellschaft und jeden Einzelnen: „Prävention und Rehabilitation spielen bei dem Erhalt der Erwerbsfähigkeit und bei der Verhinderung von Pflege und Erwerbsminderung eine entscheidende Rolle. Die frühzeitige Erkennung von Bedarfen und passgenaue Leistungen sind Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Rehabilitationsprozess. Um schnell, barrierefrei und vor allem bedarfsgerecht Leistungen zu ermöglichen, muss es gelingen, den Zugang zu den verschiedenen Reha-Möglichkeiten bürokratiearm zu gestalten und zu vereinfachen.“ Modellvorhaben wie rehapro sind dabei wichtige Meilensteine und weisen den Weg in die richtige Richtung, betonte die Schirmherrin. Diese Erkenntnisse müssen schnell in die Praxis implementiert werden. Die Digitalisierung bietet hier enorme Chancen, sei aber auch eine enorme Herausforderung. Denn „ein schlechter Prozess bleibt ein schlechter Prozess“, der nicht besser wird, wenn man ihn einfach nur digitalisiert, so Griese. „Der Mensch steht im Mittelpunkt!“ – lautete Grieses Credo. Abschließend dankte sie allen, die sich im Aktionsbündnis Deutscher Reha-Tag zusammengeschlossen haben, um der Reha in Deutschland eine starke Stimme zu verleihen.
„Zugangswege frühzeitig bahnen: Aktuelle Handlungsansätze der Deutschen Rentenversicherung“ – lautete das Motto des Vortrages (PDF zum Download) von Brigitte Gross, Direktorin der Deutschen Rentenversicherung Bund. Dabei betonte sie, dass der Zugang zu Reha-Leistungen ein entscheidender Schlüssel dafür ist, um dem Erwerbsminderungsrisiko entgegenzuwirken. „Rechtzeitig, individuell, einfach & barrierefrei – das sind wichtige Aspekte für den Zugang zu den Reha-Leistungen der DRV", so Gross. Der "Ü45-Check" oder das Pilotprojekt „RV Proaktiv“ dienen der DRV bei der frühzeitigen Bedarfserkennung dabei als wichtige Modellprojekte.
Kathrin Federmeyer, Medizinischer Dienst Niedersachsen widmete sich in ihrem Vortrag (PDF zum Download) dem Thema „Reha vor und bei Pflege: Feststellung des Rehabilitationsbedarfes in der Pflegebegutachtung“. Dem gesetzlich verankerten Grundsatz wird der Medizinische Dienst durch Empfehlungen zur medizinischen Reha bereits in der Phase der Pflegebegutachtung bei Erstantragsstellern gerecht, so Federmeyer. Mit konkreten Zahlen belegte sie, dass die Empfehlungen für ambulante Reha-Maßnahmen explizit für Menschen mit Pflegegrad 1+2 in den letzten Jahren gestiegen sind.
Dass es sich bei dem Gemeinsamen Grundantrag für Reha- und Teilhabeleistungen um ein nicht gerade leichtes Unterfangen, sondern um ein Mammutprojekt handelt, stellte Gülcan Miyanyedi, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) an den Anfang ihres Vortrags (PDF zum Download). Ziel eines trägerübergreifenden „Reha-Antrags“ ist die Förderung eines einfachen, ganzheitlichen, (auch) digitalen Zugangs, ausgehend vom Bedarf einer Person. Dieses Ziel beinhaltet die Entwicklung und Erprobung eines (digitalen) Prototyps für den trägerübergreifenden „Reha-Antrag“, trägerübergreifende Planungen für eine schrittweise Implementierung dieses „Reha-Antrags“ sowie die Information der Reha-Träger vor Ort. Der Prototyp des Gemeinsamen Grundantrags wurde bereits erprobt und befindet sich aktuell in der Auswertungsphase. Ab November 2025 soll der Gemeinsame Grundantrag systematisch umgesetzt werden.
Dr. Thomas Klein, Geschäftsführer des Fachverbandes Sucht+ e.V. wies in seinem Vortrag (PDF zum Download) auf das 2017 in Kraft getretene Nahtlosigkeitsmodell hin, dem eine wichtige Rolle bei den Reha-Zugangswegen in der Behandlung von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen zukommt. Das Nahtlosigkeitskonzept, von GKV-SV, RV und Leistungserbringer-Verbänden entwickelt, wird bereits von ca. 360 Akutkliniken erfolgreich im Behandlungsalltag umgesetzt. Zudem wies Klein den Haus-/ Fachärzten und Psychotherapeuten eine stärkere Bedeutung bei der Antragstellung von Reha-Maßnahmen zu, in Kombination mit Akutkliniken und ambulant pharmakologischer Unterstützung.
Den Abschluss der Impulsvorträge machten Ines Krahn vom Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen und Dr. Christopher Kofahl, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Sie stellten ihre Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „KoReS“ – Kooperation mit der Selbsthilfe in Rehabilitationskliniken vor (PDF zum Download).
Nach der Mittagspause diskutierten die Expert:innen bei einer Podiumsdiskussion die aktuellen Herausforderungen beim Zugang zur medizinischen Reha. Neben Kathrin Federmeyer, Medizinischer Dienst Niedersachsen, Ingo Dörr, Arbeitskreis Gesundheit e.V., Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann, Deutsche Vereinigung für Rehabilitation nahmen Dr. Irmgard Landgraf und Jaime-Jürgen Eulert-Grehn vom Hausärzteverband Berlin und Brandenburg e. V. teil. Beide gingen in ihren Redebeiträgen auf die strukturellen Probleme und bestehenden Herausforderungen für Hausärzte bei der Beantragung von Reha-Anträgen ein. Die Moderatorin Friederike Neugebauer, Bündnis Kinder- und Jugendreha e.V., fasste zum Ende der Podiumsdiskussion den Tag zusammen: Um den einfachen und bürokratiearmen Zugang zur Rehabilitation chancengerecht zu gestalten, ist der Austausch und das Miteinander aller Akteure und notwendig.
Initiatorenkreis Deutscher Reha-Tag
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